Es war einmal eine kleine Dryade mit dem schönen Namen Selina. Dryaden sind Eichbaumelfen mit Eichelhüten und Kleidern aus Eichenblättern. Sie sind nur schwer zu entdecken und wohnen in den schönen Eichenbäumen und kümmern sich um das Wachstum der Blätter und Zweige und des ganzen Baumes und die Eiche sorgt für sie, wie eine Mutter für ihre Kinder. Die Dryaden sind aber auch lebensnotwendig für den Baum, so dass Dryaden und Bäume voneinander abhängen.
Unsere kleine, zarte Dryade Selina lebte auf einer sehr, sehr alten, wunderschön gewachsenen Eiche, die auch ein Mutterbaum für alle umliegenden Bäume war, ein sogenannter Wächterbaum. So lebten sie in allergrößter Freude und Harmonie, viele hunderte Jahre, denn Eichen können sehr alt werden. Die Elfen leiten das Himmelslicht in die ihnen anvertrauten Pflanzen, so dass alle gesund bleiben und stets frohgemut sind.

Eines Tages jedoch, als die Menschen völlig vergessen hatten, wer sie selber waren und was ihre heiligste Aufgabe war, nämlich Hüter unserer lieben Mutter Erde zu sein, sich mehr und mehr ausbreiteten und nur noch zerstören konnten, die Natur ausbeuteten, um daraus Millionen unnützer Dinge herzustellen, wurde auch die wunderschöne uralte Eiche gefällt und damit starben auch all die vielen Baumelfen, die auf ihr lebten, weil ihre kleinen Leben ja von diesem Baum abhingen.

Der liebe Himmelsvater hob all die toten Seelen in sein Sonnenreich und dort lebten sie weiter, aber auf der Erde war großer Schaden entstanden. Alle umliegenden, zurück gebliebenen Bäume mickerten nur noch vor sich hin, ihr großer Wächterbaum fehlte ja nun und sie konnten sich nicht mehr vor Schädlingen schützen, da auch Wasser und Luft sehr verschmutzt worden waren, durch die rücksichtslose Lebensweise der Menschen, die überall Gift verspritzten, aus irgendwelchen komischen Gründen, die sie sich selbst ausgedacht hatten.

Es wurde immer finsterer auf der Erde und in den Herzen der Menschen. Einige Dryaden, darunter auch unser Selinchen, entschlossen sich darum, als Menschen auf die Erde zurückzukehren, um das Himmelslicht wieder fließen zu lassen und damit der alten, guten Mutter Erde zu helfen, wieder licht und schön und ganz gesund zu werden. Denn dazu sind Elfen ja da, um das himmlische Licht auf die Erde zu leiten, das weißt du ja jetzt schon!

Selinchen wuchs in einem kleinen Haus im Wald am See auf und aus dem Fenster konnte sie eine schöne alte Eiche sehen, die sie tief in ihrem Inneren daran erinnerte, wer sie früher gewesen war, obgleich sie sich als Mensch an nichts mehr erinnern konnte, so wie alle Menschen alles vergessen müssen, wenn sie auf der Erde geboren werden. Sie wuchs heran, aus Selinchen wurde Selina und sie trug das Himmelslicht in ihrem Herzen. Sie war lieb und einfühlsam und gab ihr Licht an alle Wesen weiter, die ihr auf ihrem Lebensweg begegneten, ganz gleich, ob es sich um Menschen, Tiere oder Pflanzen handelte. Sie hatte die Zeit ihres Erdenlebens so gewählt, dass sie die große Zeit des Wandels miterleben konnte, denn gerade jetzt wurde dringend Licht gebraucht. Auf der Erde gingen jetzt seltsame Dinge vonstatten, denn Licht und Schatten wirbelten wild durcheinander. Denn das Himmelslicht, das nichts als Liebe ist, will doch immer nur die Dunkelheit durchleuchten, damit das Dunkle selbst zu Licht werden kann, solange bis die ganze liebe Mutter Erde in neuem Licht erstrahlt und wir endlich wieder alle friedlich und glücklich miteinander leben können!